Fahrradklaviertransporte sind groß im Kommen!

Im November 2023 gibt es nicht sooo viele Tage, an denen man sicher sein kann, dass es nicht regnet. Mittwoch, der 22. Nov. war so ein Tag. Kalt, aber klar und sonnig. Herrliches Wetter also…

Somit haben wir uns unseren „Gordon“ (VOWAG CARGO M) geschnappt, ’nen Anhänger mit professionellem Klaviertransport-Equipment beladen und sind die Hube hoch Richtung Andershausen.

Im Dorf angekommen, wurden wir herzlich empfangen und wir nahmen das schöne Grotrian Steinweg Klavier in Augenschein. Schön und schwer. Allerdings lässt sich auch das schwerste Klavier auf einem Schwerlast-Flügelrollwagen ohne großen Aufwand in Bewegung bringen.

Vor der Tür stand Gordon und wartete bereits auf seine Fracht. Das Verladen verlief problemlos und dank der von uns am Fahrrad montierten Schwerlast-Zurrpunkte war das Klavier auch schnell transportsicher verzurrt.

Sodann ging es wieder runter in die Stadt. Ziemlich viel Spaß hat das Hinabdüsen des Andershäuser Kirchweges gemacht. Die im Grunde für Autos konzipierten kräftigen Scheibenbremsen machten die Sache ebenfalls zu einer sicheren Sache.

In der Harlandstraße waren wir dann auch am Ziel. Die enge Treppe und den ziemlich winkeligen Eingang in die Wohnung meisterten wir, in dem wir das Klavier kurzerhand auf die Seite gestellt haben. So war das Zirkeln durch die Türen dann zum Glück möglich. Maßarbeit sozusagen…

Bezahlung? Nicht so dirket…. In Kürze startet eine Crowdfunding Aktion der „Klavierstadt Einbeck“ über das Protal der Einbecker Volksbank. Ziel ist es, einen Grotrian Nachf. / Steinweg Flügel aus dem Jahre 1865 komplett zu sanieren und so zu einem weiteren hochwertigen Konzertflügel für unsere Klavierstadt zu machen. Eine Spende für dieses Vorhaben ist uns mehr wert, als eine Bezahlung für den Riesenspaß, den wir beim Transport dieses schönen Klavieres hatten…

Auch Du kannst das Vorhaben der Sanierung des AHLBORN 1865 mit unterstützen. Infos gib es hier: https://klavierstadt.de/ahlborn1865

Die vier Bremer Stadt-Velo-Funten

Prolog – der reinste Bremer Bahnsinn am Samstag

Der begeisterungsfähige Lastenesel Martin, die überaus lachsüchtige Cargo-Hündin Patricia, die kleine putzfreudige Katze Lotte und der über allem Thronende Schreihahn Toni machten sich auf, das Glück auf zwei Rädern in Bremen zu finden. Los ging’s wie immer mit dem Lastenrad von der TangoBrücke nach Einbeck Mitte und sodann mit drei verschiedenen Zügen nach Bremen. Die reguläre Umsteigezeit in Hannover beträgt übrigens mit 57 Minuten die fast maximale Zeit zwischen zwei jeweils im Stundentakt pendelnden Zugverbindungen. Man fühlt sich da bei den ersten Malen immer wie ein Trapezkünstler, der nach zwei Saltos in der Luft einen halben Zentimeter neben die Hände seines schwingenden Fängers fasst… Aber Han. Hbf bietet als Auffangnetz dann doch immer wieder eine Menge Abwechslung. Die Stunde vergeht stets wie im Fluge.

In Bremen hatten wir eine Verabredung mit Fietje. Genauer gesagt zunächst mit Kàro, einem Long John der Fietje Flotte, gebaut in Bremen in der Werkstatt des Velo Lab. Karo wartete auf uns am Oecotop Naturkostladen in der Friedrich-Karl-Straße. Vom Bahnhof zum Naturkostladen sind es mit der Buslinie 25 kaum mehr als 5 Minuten. Die 200 Meter vom Gleis zum Bus allerdings hatten es in sich. Direkt auf dem Bahnsteig begann für uns völlig unverhofft eine Art Loveparade! Extreme Menschenmassen machten ein Vorankommen fast unmöglich. Wir drängten uns mit jodelnden Bayern in Lederhosen, grün-weiß geschminkten Werderfans, Reisenden Urlaubern und Pendlern mühsam auf die Rolltreppe unseres Bahnsteigs zu und verstanden nicht so recht, was hier eigentlich los ist. Wir ließen uns von der Marschrichtung der Menschenmassen treiben und fanden uns dadurch entgegen unserer Erwartung nicht auf dem Bahnhofsvorplatz wieder, sondern waren durch den rückwertigen Ausgang direkt auf dem Bremer Freimarkt geschwemmt worden. Die Linie 25 wartete allerdings auf der anderen Bahnhofsseite. Mit viel Gepäck zogen wir vier also noch mal durch den Bahnhof – diesmal allerdings eben gegen den Menschenstrom. Bahnfahren ist und bleibt immer ein Erlebnis. Man kann – nein, man muss lernen, es lustig zu finden. Sonst geht das nicht lange gut.

Mit viel Gepäck und Schweiß im Nacken sprangen wir vier erst mal in die Falsche Linie – nach einer Station konnten wir aussteigen und waren … wieder hinter dem Bahnhof gelandet. Naja – den Weg gegen den Strom fürchten wir ja auch im täglichen Leben nicht. Wir zogen so unsere Runden. Mit der 25 erreichten wir dann schließlich doch noch die Friedrich-Karl-Straße im Westen der Stadt. So ein Lastenrad lernt man nach einer solchen Odyssee dann noch einmal mehr zu schätzen. Es war nun schon 20 Uhr geworden. Die Hotelsuche per Handy gestaltete sich dummerweise und zu allem Überfluss viel langwieriger als gewohnt. Wir fanden schließlich eine Unterkunft in der Neustadt.

Bremen bei Nacht auf unbekannten Wegen

Eine knapp 6 Kilometer lange Tour bei Nacht quer durch die Stadt mit zwei anfangs noch etwas ambivalent gestimmten Kindern und viel Gepäck lag vor uns – bzw. vor Lotte, Toni und mir. Patricia schwang sich noch einmal in Bus und Straßenbahn, denn ein zweites Rad wollten wir uns erst am kommenden Morgen beschaffen: das Wettrennen Fahrrad gegen ÖPNV durch die Nacht hatte begonnen.

Auf der echt spritzig zu fahrenden Kàro in der Non-E-Version ging es erstaunlich flott voran und in die Gesichter der ¾-Lastenrad-Familie schlich sich endlich auch das gewohnte breite Grinsen, das man von Lastenradfahrern ebenso kennt. Das Kàro Lastenbike ohne die bei Lastenrädern sonst allseits bekannte elektrische Unterstützung ließ mich als Fahrer mal wieder spüren, dass Radfahren auch ohne eMotor einfach geil ist.

Der erste Eindruck zu Bremens Radwegenetz entstand in diesen späten Abendstunden: Die Fahrradwege, die wir befuhren, schienen überwiegenden aus den 70er Jahren zu stammen. Sie führen regelmäßig im Zickzack zwischen Fußgängerwegen und parkenden Autos hindurch und nicht selten werden Radfahrer und Fußgänger auch direkt aufeinander losgelassen. So ein bisschen ab durch die Mitte ist ja immer ganz witzig. Aber mit Kindern an Board und ein wenig Speed im Rücken freut man sich schon auch über breite und baulich vom Staßenverkehr getrennte Radwege und –straßen. Etwas in dieser Art war auf der ersten Nachtfahrt noch nicht auszumachen.

Sonntag: Es wurde Tag – Hotspot-Cycling und Entdeckungstour entlang der Weserpromenade

Nach einem Frühstück in unserer Pension Marion Weber ging‘s noch einmal im Wettlauf zwischen S-Bahn und Lastenrad ab zum Bahnhof. Dort liehen wir uns für Patricia ein Bahn-Bike. Diese Dinger sind in der Regel bestes in Schuss und recht günstig zu leihen. Die App „Call a Bike“ der Deutschen Bahn funktioniert einfach prächtig im Zusammenspiel mit der Bezahlung und der Fernsteuerung des Fahrradschlosses.

Die bekannten und beliebten Hotspots einer Stadt kann man mit einem mit den Kindern beladenen Lastenrad immer sehr flott ansteuern. Was zu Fuß bei Kindern regelmäßig zu frühkindlichen Traumata führt, ist mit dem Lastenrad immer wieder ein Riesenspaß. Die Bronzestatur der Bremer Stadtmusikanten steuerten unsere Bremer Bikes quasi per Autopilot gleich zu Beginn des Tages an. Ein Fotospot, an dem sich Touristen der Reihe nach gegenseitig ihrer Handys in die Hände drücken. Hier lernt man sich kennen…

In die Böttcherstraße mit ihrer imposanten Backsteinarchitektur, den verwinkelten Höfen und vielen Galerien und Kunstläden zog es unsere Räder gleich im Anschluss. Im Schnorrviertel kam Patricia dann gar nicht mehr aus dem Häuschen – bzw. aus den Häuschen. Fachwerk Hooray hat durchaus Seelenverwandte in diesem Quartier.

Den Kindern werden wohl die automatisch aus- und einfahrenden Poller in quietschend vergnügter Erinnerung bleiben.

Der erste Mittagshunger wurde dann schwimmend auf der Weser ausgetrieben. Das Pannekoekschip unter der Flagge von Admiral Nelson ließ uns an Board. Die Kinder hatten Spaß und mit Pfannkuchen trifft man beim Nachwuchs regelmäßig auch ins Schwarze. Eine Stadt mit Fluss ist immer eine natürliche Attraktion.

Und so radelten wir dann auch zunächst ziellos einfach genussvoll die Weserpromenade gen Norden entlang. Die derzeitig im Wandel befindliche Überseeinsel empfing uns zunächst mit der Gemüsewerft – einem phantastisch großzügig angelegten Urban Garding Projekt. Wo bis 2018 Kellog’s Cornflakes produzierte entsteht derzeitig ein Wohnpark mit Hafen und Industrieflair. Vor einer der alten Werfthallen auf der Überseeinsel blieb unser Kàro dann wieder fast von selbst stehen – wir hatten das Velo Lab entdeckt. Wir drückten uns die Nasen an den Fenstern des Showrooms platt, entdeckten weitere Kàro Long Johns und ziemlich lässige Sondermodelle. Klar, dass das Velo Lab eine der Adressen sein musste, die wir am Montag noch einmal besuchen mussten.

Der restliche Tag spielte sich für uns dann auch weiterhin am Weserufer ab – Radfahren, Verweilen auf den Osterwiesen, Radfahren, das Weserstadion entdecken, Radfahren und dann wieder Chillen im Café Weserstein. Die Sonne verabschiedete sich mit einem herrlichen Untergang und wir radelten gemächlich in die Neustadt. Unser Abendessen erlebten wir im syrischen Restaurant Plamyra. Es war ein Fest der Geschmackssinne.

Montag – Bolle lernt neue Feunde kennen

Pedder – freies Spezialrad Bremen

Für Montag standen nun die Bolle-Termine auf der Agenda. Zunächst meldeten wir uns in der DKV-Residenz am Wandrahm an. Diese Seniorenresidenz ist Ausleihstelle und auch Nutzer für zwei fulminante Spezialräder der Pedder-Flotte. Pedder ist die Schwester von Fietje, wird ebenfalls durch den ADFC Bremen getragen und bietet kostenlos Spezialfahrräder zum Ausleihen an. Die Pedder- Spezialräder machen die Mitnahme von Menschen mit körperlichen Einschränkungen spielend möglich. Wir konnten das Pedder Chat, eine Art moderner Rikscha, und das Pedder VeloPlus probe fahren. Das VeloPlus ist ein Rollstuhltransportrad, bei dem Rollifahrer:Innen einfach gleich mit ihrem eigenen Rollstuhl auf einer rollenden Plattform mitfahren können. Die DKV-Residenz nutzt die Spezialräder auch regelmäßig für Ausfahrten mit den eigenen Bewohnern. Für uns war sehr schnell klar: genau solche Räder brauchen wir auch in der Einbecker Flotte von Bolle. Besten Dank an dieser Stelle noch an Angela Bauriedl, die für uns die beiden Spezialfahrräder aus der Tiefgarage geschoben hat und sich die Zeit nahm, uns die Modelle vorzustellen.

ADFC Bremen – Träger von Fietje und Pedder

Nachdem wir nun Fietje und Pedder erFAHREN konnten, freuten wir uns sehr auf den Termin beim ADFC Bremen, der Trägerinstitution für Fietje und Pedder. Verabredet hatten wir uns mit Frauke Maack. Die Geschäftsstelle des ADFC Bremen befindet sich direkt zwischen dem Bahhofs-Fahrradparkhaus, dem Gleis 1 und der großen Empfangshalle des Bremer Hauptbahnhofes. Bremen ist die Geburtsstadt des ADFC. Hier wurde der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club 1979 gegründet. Ziel war es vor allem, ein fahrradpolitisches Gegengewicht zu den starken Interessenverbänden des Automobils zu schaffen. Der Verein sollte jedoch nur weitergeführt werden, wenn die Mitgliederzahl mindestens 100 betrüge. Dieses Ziel war bereits nach 2 Wochen mit 179 deutlich überschritten. Die Erfolgsgeschichte des Bremer ADFC ist beeindruckend. Der Betrieb einer Radstation mit Fahrradparkhaus und Werkstatt durch den ADFC war von Beginn an eine Besonderheit.

Das Gespräch mit Frauke war kurzweilig und wurde von Lotte und Toni immer wieder durch kleine ADFC-Spiele unterbrochen. Besonders viel Spaß hatten die Beiden natürlich mit den Abstands-Nudeln, die mit ADFC-Bremen-Klebeband gebrandet waren.

Von Frauke wurden wir auf weitere ADFC-Ansprechpartner in Hannover, also unserer Landesvertretung und auch in Berlin aufmerksam gemacht. Wir erhielten noch viele spannende Einblicke in den Betrieb von „Pedder – freie Spezialräder“. Dass es zukünftig mit Spezialrädern auch „Bolle inklusiv“ in Einbeck geben soll, das war uns nach dem Besuch der Bremer ADFC Geschäftsstelle noch einmal mehr klar.

Velo Lab – fulminanter Abschluss unserer erlebnisreichen Bike-Tour durch Bremen

Weiter ging es sodann noch einmal ins Velo Lab. Dort wurden wir vom gesamten Team sehr herzlich begrüßt. Ein Lastenrad aus dem Velo Lab haben wir schon vor einigen Jahren kennengelernt, denn auch auf Einbecks Straßen ist ein Kàro täglich unterwegs. Die Bikes aus dem Velo Lab werden in einer kleinen Werkstatt liebevoll von Bikeenthusiaten entwickelt und gebaut. Bei der Produktion wird z.B. nur Aluminium aus lokaler Produktion verwendet, welches einen deutlich geringeren CO2-Fußabdruck hat als Aluminium aus Asien. Die Lastenräder der Kàro family aus dem Velo Lab sind mit knapp über 20 Kg super leicht und dazu sehr sportlich konzipiert. Selbst mit zwei Kinder, Taschen und Proviant an Bord rauscht man flott durch die Hasestadt oder eben auch Einbeck. Im Velo Lab haben wir uns pudelwohl gefühlt – wir werden uns sehr darum bemühen, dass sich die Bolle Bikes in Einbeck so bald wie möglich auch über ein Kàro in ihrer Mitte freuen können. Was cool ist: unser in den Startlöchern stehendes Event „SUV-Pulling“ löste im Velo Lab Begeisterung aus. Es wird gecheckt, ob zum SUV-Pulling dann auch ein Team des Velo Lab als Zugmanschaft mit am Start sein wird. Wir freuen uns auf alles, was da kommt – aus der Velo-Stadt BREMEN.

Wir hatten tolle Tage in Bremen; unser Dank gilt im Besonderen:

Familienglück auf Rädern in EINBECK

Vorgenommen hatten wir uns eine Fahrradtour von Einbeck aus zur Northeimer Seenplatte. Nur ist das gar nicht so einfach, wenn man mit zwei kleinen Kindern und einem Baby unterwegs sein möchte und die eigenen Fahrräder in der heimischen Garage in Köln stehen bleiben mussten. Doch wer suchtet der findet – in Einbeck – BOLLE 🙂

Auf der Website von Bolle (www.lastenrad-einbeck.de) haben wir tatsächlich ganz unkompliziert gleich drei elektrisch unterstützte Lastenräder mit sicheren Kindersitzplätzen buchen können. Unsere Pläne schienen sich realisieren zu lassen!

Schon am Morgen auf dem Weg zum Ausleihpunkt „TangoBrücke“ freuten wir uns über herrlich-herbstlichen Oktobersonnenschein. Und die goldene Wäre vom Himmel blieb uns dann auch unsere ganze Tour von Einbeck über Salzderhelden entlang des Naturschutzgebietes bis zur Northeimer Seenplatte erhalten. Die Kinder genossen sichtlich die frische Fahrtluft um ihre Nasen in ihren bequemen Lastenrad-Kindersitzen. Sie konnten unterwegs in der Natur dann auch so einige Tiere erspähen. Auf dem Rückweg wurde nochmal Ritter und Burgfräulein in der alten Burgruine von Salzderhelden gespielt, bevor der Ausflug inmitten des fachwerkumsäumten Marktes in Einbeck dann endete. Ein großes Dankeschön an Martin für die Bereitstellung der BOLLE-Lastenräder. Wir wünschen viel Erfolg bei der weiteren Entwicklung des Einbecker Lastenrad-Projektes!

Bolle sagt Danke – Das Unternehmen eBike-family Göttingen stellt Bolle kostenlose das Chike e-kids zur Verfügung.

Die Stadt der Liebe – …zum Zweirad // Oder: Family Bolle in Paris

Als Kind mit den Eltern, dann wohl so mit siebzehn und dann alle paar Jahre mal wieder führte auch mich mein Weg nach Paris. Was mich an dieser Stadt immer beeindruckte war die enorme Größe. Die endlosen Avenues, die natürlich die pompösen Prachtbauen und die prachtvollen klassizistischen Straßenzüge a la Haussmann.

Die Weitläufigkeit der Stadt überwältigt, aber macht die Erkundung dann auch zu einer echten Herausforderung. Nimmt man die Metro verpasst man das bunte Leben zwischen den Stationen. Nimmt man das Auto, so erfährt man ein Hupkonzert wie von 1.000 Trompeten und findet keinen Parkplatz – nun, das alte Lied eben. Und zu Fuß, da kommt man gefühlt nie dort an, wo man gerade hinmöchte und wenn man ankommt, ist man leider auch komplett ausgepowert. Bleibt noch das Fahrrad – aber in einer vom Puls des ewigen Autoverkehrs getriebenen Metropole, wo ich entweder achtspurige Straßen zu überwinden habe oder mir in engen Gassen Taxis und knatternde Vespas entgegenfliegen, da bleibt man doch lieber auf dem mehr oder minder sicheren Fußweg. Ja, so war es wohl einmal so….

Anne Hildalgo – Bürgermeisterin von Paris (seit April 2014)

Von der Pariser Bürgermeisterin Anne Hildalgo und ihrem Grünen Daumen für die Stadt hat man in den letzten Jahren ja auch in Deutschland immer wieder gehört.

Als wir uns allerdings im Frühjahr 2022 für einen Trip mit dem Zug nach Paris entschieden, war es schon eher der Wunsch unserer Töchter, endlich mal den Eifelturm in natura zu sehen und weniger die Neugier auf die Ergebnisse von Hildalgos konsequent betriebener Verkehrswendepolitik.

Vom Zug auf’s Lastenrad….

In Paris – wie sollte es anders sein – wollten wir uns dann natürlich wieder ein Fahrrad für Patricia und ein Lastenrad für die Kinder und mich ausleihen. Eine wirklich hilfreiche Website war hier übrigens dann listnride.de. Hier sind wir zunächst auf ein Riese Müller Load 75 gestoßen und über dieses Bike dann auf Richard, der uns mit „Vive le vélo cargo“ begrüßte und sich mit seinen vierzehn hochwertigen Lastenrädern schon als so etwas wie ein Brother in mind oder passender natürlich als Âme sœur für uns entpuppte. Richards Kontaktdaten präsentieren wir übrigens noch weiter unten – für alle, die auch mal mit den Kindern durch Paris biken wollen.

Bereits um 22 Uhr lieferte uns Richard am Tag unserer Anreise das Load 75 und dazu auch noch ein Hollandrad für Patricia bis vor die Haustür. Sodann erläuterte er mir eine gute halbe Stunde ganz in Ruhe die insgesamt vier Schlösser sowie die Alarmanlage für die Räder. Dass das Load 75 auch über eine Satellitenortung verfügt, hatte auch für uns gleich mehrere Vorteile – doch dazu später mehr.

Durch den schnellen Fahrrad-Lieferservice von Richard konnten wir uns also bereits an unserem ersten Morgen in Paris auf die Sattel schwingen und freuten uns über die frische Luft im Gesicht. Von unserer Wohnung in der der Rue de Constantinople zum Moulin Rouge sind es – mit dem Fahrrad – nur ein paar Minuten.

Ein Sigthseeing, bei dem der Weg auf den Fahrrädern auch schon das Ziel war und bei dem die Kinder mit wachsender Begeisterung „Ich sehe was, was Du nicht siehst – schon weg…“ spielen konnten.

Paris liefert AHA-Effekte für Verkehrswende-Schlafmützen

Ja, wir sind wirklich Radfahren im Herzen und somit waren wir schnell begeistern vom enormen Engagement in Sachen Ausbau der Fahrradwege- und Fahrradstraßeninfrastruktur.

Hier einige der absoluten Pariser Fahrrad-Highlights:

Die Rue de Rivoli

Foto: Steffen Schneider – www.bikefolks.de

In der Fahrradwelt wird diese Straße inzwischen von Nord bis Süd und West bis Ost einhellig besungen. Und es ist in der Tat ein Erlebnis. Die Anfang 2019 noch von Autos dominierte parallel zur Seine verlaufende Hauptverkehrsachse von Paris hat sich zum Fahrradparadies entwickelt.

Uns schien der Begriff „Dreibahnstraße“ für eine solche Modellstraße der passende zu sein. Jeweils eine Spur in beide Richtungen für Fahrräder und eine Spur in eine Richtung für den motorisierten Verkehr. Autos kommen immer noch hin, wo sie hinwollen – wirklich bequem ist es aber nicht mehr. Noch dazu, weil man in Paris ohnehin dort, wo man hin möchte meist keinen Parkplatz finden kann.

Wir sind von so viel Entschlossenheit bei der Umsetzung der Verkehrswende mehr als begeistert. Bis auf weiteres ist die Rue de Rivoli unsere Lieblingsfahrradstraße.

Die vielen Fahrradweg-Baustellen

In Paris werden wie es scheint im Akkord baulich vom Autoverkehr getrennte Rad- und Fußwege gebaut. Dabei wird ziemlich konsequent auch bedacht, dass Fahrradwege nicht einfach irgendwo aufhören sollten. Kreuzungsbereich werden somit ebenfalls komplett umgebaut – sofern sie es noch nicht sind.

Das Resultat sind Verkehrsführungen, bei denen die Wege von Radfahrern und Fußgängern klar und durchgehend eine sichere und zügige Fahrt durch die Stadtteile ermöglichen.

Der Tunnel des Tuileries

Unser FAZIT zur Pariser Verkehrsinfrastruktur:

Es lohnt sich definitiv, sich für die Ziele einer von Lärm und Abgasen befreiten Stadt einzusetzen. Es lohnt sich zweifelsohne, mutig dranzugehen, Parkplätze zu Spielplätzen zu machen und den urbanen Raum von Auto- zum Lebensraum zu machen.

Dass innerstädtisches Leben verödet, wenn es nicht mehr mit dem Auto erreicht werden kann, ist ganz sicher genau so ein Trugschluss, wie z.B. die Angst davor, dass das Leben im Wald gefährdet würde, wenn ich diesen nicht mehr mit meinem Auto durchkreuzen kann.

Paris – die Stadt der Liebe – zum Zweirad!

PS: hier noch wie oben angekündigt der direkte Kontakt zu Richard

Richard Dion
Place de la Porte de Vanves 1
75014 Paris, France
+33 6 33 16 69 04


Weitere interessante Beiträge zum Thema Radfahren in Paris:

Bolles Blick über den großen Teich…

We had a wonderful day using the Bolle bikes! Having access to these bikes allowed us to venture to the small town of Rotenkirchen; this was a meaningful stop for us because it was where our ancestors lived before emigrating to America in the 1800s. Even though it was a hot day, we loved biking through the countryside as well as through the quaint and charming streets of Einbeck. Thank you Martin and Bolle Bikes for making our trip even more special!

Thanks again! Let us know if you’re ever in New Hampshire/Boston/New England, and we’ll try to show you the same hospitality you showed us.

Bolle meint:

Es wird Zeit, dass wir in Einbeck für alle Besucher:Innen unserer Stadt Fahrräder in allen Ausführungen zum Ausleihen zur Verfügung stellen. Wenn Ihr also ein anständig erhaltenen Fahrrad habt, dass Ihr entbehren könnt, dann bringt es uns vorbei. Wir werden es hier auf unserer Seite zum Ausleihen präsentieren. Alle Spenden, die wir dann von Menschen erhalten, die sich Fahrräder ausleihen können wir in den Erhalt der selbigen investieren.

Erfahrungsbericht: Thomas, der kleine Lastenradzug

„Mit dem Fahrrad von Einbeck nach Goslar…. an einem Tag.“. Bei uns nahm im Zuge der Pandemie die Zahl der täglich in unserer Kulturpension TangoBrücke übernachtenden Fahrradtouristen enorm zu, die auf dem Weg nach Berlin ein nach dem anderen diese Route fuhren. Und eines hatten eigentlich alle Cyclists gemeinsam: Das Strahlen im Gesicht, nach einem anstrengenden, aber sichtlich auch erfüllten Tag auf dem Sattel.

Nun gut – im Urlaub glücklich sein wollten wir natürlich auch. Und das ganze ohne übermäßige CO2-Emissionen zu erreichen, ist auch etwas, was man sich zum einen selbst wünscht und zum anderen auch seinen Kindern vorleben möchte.

Wir wollten uns zunächst mit den Fahrräder per Zug und dem Gepäck an der Atlantikküste rollen lassen, um dort dann auf dem Sattel unserer Bikes den Atlantikwind in den Haaren zu spüren. Aber da wir nur knapp 11 Tage Zeit hatten, entschieden wir uns mit dem Lahntal für ein näher liegendes Radel-Terrain.

Wir werden diesen Blogbeitrag vielleicht noch mal im Rückspiegel etwas genauer betrachten – ein Rückspielgel, den unser Lastenrad „Thomas“ (englisch gesprochen) seit dem Trip nach Lüneburg (…das ist eine andere Gesichte) auch hat.

Sollten wir allerdings keine Zeit mehr zum weiteren Schreiben finden, so zeigen einige Reisefotos schon einmal auf, dass wir so etwas wie „die Zeit unseres Lebens“ hatten. Das Radfahren hat uns alle vier fasziniert.

Nach unserem ersten rund 400-Kilometer-Trip entlang der Lahn, der Mosel und dem Rhein haben wir das Coradel-Virus in den Waden. Wir brechen so bald wie möglich wieder auf.

Bolle schaut gen Nord-Ost – Lastenräder in Goslar

Man kann, muss aber gar nicht weit fahren, um auf Menschen zu treffen, die sich genau wie wir für einen effizienten und somit nachhaltigen Lastentransport via Lastenrad begeistern lassen bzw. begeistern können. In der bemerkenswert schönen Kaiserpfalzstadt Goslar haben wir im Rathaus einen Lastenrad-Szeneanstifter getroffen, der sich tatsächlich auch durch einen Besuch in Einbeck für Lastenräder zu interessieren begann und der sich aufgrund einer in ihm offensichtlich beneidenswert kreativen Ader dem Thema Lastenrad gleich in vielfältiger Hinsicht zugewendet hat.

Der Anstifter heißt Dr. Oliver Junk, ist 1976 geboren und seit 2011 Oberbürgermeister der Stadt Goslar.

Grund für unseren letzten Besuch bei Oliver war vordergründig gar nicht das Thema Lastenrad. Es ging um Street Art, Fachwerk-Marketing und ganz allgmein um die Vernetzung der schönen Städte Einbeck und Goslar. Doch wir freuten uns dann ganz unerwartet wie Bolle, als uns Oli sein „VelOli“ vorstellte. Olivers Freunde über sein Riese&Müller, das er sich zum einen zur privaten Freude, zum anderen aber auch für seinen charmanten Wahlkampf (Wähl-Oli – ahhh) angeschafft hat, hat uns begeistert. Wir baten ihn also, doch einfach mal einen Blogbeitrag zum Thema Lastenrad zu schreiben, um diesen dann auch auf unserer Bolle-Seite publizieren zu können. Von uns gewünscht – von ihm getan und am 26. Aug. 2021 auf seiner Website unter der Rubrik „Herzenssache“ veröffentlicht. Nun genug der Vorrede – es folgt ein Auszug aus dem Blogbeitrag von bOli – ähm Oli. Log geht’s – es spricht der OB von Goslar:

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Mein „Veloli“

Kennt ihr Patricia und Martin Keil? Ich habe die engagierte Familie aus Einbeck vor einigen Monaten kennengelernt. Sie haben mich tatsächlich motiviert, heute täglich mit meinem Lastenfahrrad namens „Veloli“ in Goslar unterwegs zu sein.

Die Keils sind nämlich Fans und Botschafter von Lastenrädern, schreiben sogar regelmäßig ihren Lastenrad-Blog. Schaut mal rein: ( https://bolle-lastenrad.de/blog/).

In Einbeck haben sie mir das „BOLLE“–Projekt vorgestellt. Bolle steht für Bunt-Offen-Lustig – Lastenrad Einbeck. Und „Bolle“ ermöglicht das kostenfreie Ausleihen von Lastenrädern für alle in Einbeck. Ein vorbildliches, ehrenamtliches Projekt, das ich ausdrücklich würdigen möchte. Es hat mich nun dazu bewogen, in Goslar ebenfalls ein solches Projekt zu initiieren. Mit Partnern bin ich bereits im Gespräch.

Seit März bin ich bereits Lastenradfan, nutze „Veloli“ beinahe täglich im Stadtgebiet und habe über 1.200 km zurückgelegt. Mein „Veloli“ macht einfach nur Spaß – sowohl für eine Fahrt über 150 Metern zu REWE wie auch eine Bergfahrt nach Hahnenklee zu einer Ortsratssitzung.

[…]

Die Vorteile eines Lastenrades liegen auf der Hand:

  • Weil es schneller geht!
  • Weil man Menschen trifft!
  • Weil kein Parkplatz zu suchen ist!
  • Weil Einkäufe Platz finden!
  • Weil kleine Kinder Platz finden!
  • Weil man ganz viel für die eigene Gesundheit tut!
  • Weil man ganz viel für den Umwelt- und den Klimaschutz tut!
  • Weil man für Verkehrsberuhigung sorgt.
  • Weil Mobilität auch ohne PKW in der Stadt möglich ist.

Aber, ein Lastenrad kostet Geld, sogar richtig viel Geld. Und deshalb lohnt sich für jede Stadt ein Leihsystem […]

Und gemeinsam mit Patricia und Martin Keil sowie Partnern in Goslar arbeite ich daran, ein „Bolle“–System für Goslar zu entwickeln. Vielleicht gelingt es. Wer Interesse an Mitarbeiten, Mitdenken, Mitfinanzierung und Mitorganisieren hat, ist aufgefordert, sich bei mir zu melden!

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Soweit die Begeisterung von Oli. Wir haben bekanntlich großes Interesse daran, die Lastenradszene nicht nur in Einbeck, sondern letztendlich weltweit wachsen zu sehen. Am 7. Sept. werden wir Bolle der Initiativgruppe „Lastenräder Goslar“ vorstellen und wir sind uns sicher, aus diesem Treffen auch wieder neue Impulse für Bolle in Einbeck mit nach Hause zu bringen.

„Wenn du schnell gehen willst, dann gehe alleine. Wenn du weit gehen willst, dann musst du mit anderen zusammen gehen.“ (Afrikanisches Sprichwort)

Prime lässt sich dazu noch ein Gedanke von Reinhold Messner ergänzen, der auf Olivers Jungs Seite zitiert wird:

„Meine Kraft schöpfe ich aus meinen Ideen für die Zukunft, nicht aus den Leistungen, die hinter mir liegen.“

erFAHRungsbericht: „Mit dem Lastenrad zum Gig“ – von John Poppyseed

Was gibt es Schöneres, als mit dem Lastenrad zum Gig zu fahren!

Die feine Kleidung knittert nicht und der Wind weht erfrischend ins Gesicht. Seitdem mein Equipment für Solo Auftritte in ein Lastenrad von Bolle passt, kann ich als Musiker nun auch grüne Akkorde spielen im Orchester gegen den Klimawandel – als Musiker meinen gesellschaftlichen Beitrag leisten.

Die John Poppyseed Band reist seit ihrer Gründung, wenn möglich, mit der Bahn oder Fahrgemeinschaften, zu den Gigs. Das Thema Klimaschutz wurde bei uns in der Band natürlich auch diskutiert, denn jede Branche kann einen Beitrag leisten.

Neben der Musik verbindet die Musiker von der Band John Poppyseed die Leidenschaft für das Rennrad und so kommt es bei Proben und auch privat oft zum Einsatz. Besonders schön ist aber die Gewissheit mit den Lastenrad, einen Anfang zu finden, den Problemen der zunehmenden Mobilitätsfanatik der Gesellschaft simpel und charmant zu begegnen und dabei überrascht zu werden, wie angenehm einfach und schön ein Transport gemeistert werden kann.

Ganz besonders für Kinder ist es nicht nur eine pädagogische, klimafreundliche und organische Transportweise – sondern einfach nur ein schönes Erlebnis. Wer muss schon mit 1,5 Tonnen hantieren, um seine Kinder, die vielleicht 20 kg wiegen, zu transportieren. Entschleunigung wird immer wichtiger werden in den nächsten Dekaden, damit unsere Kinder gesund bleiben.

Ich fahre Lastenrad – Du kannst es auch probieren – Bolle!

Mobile Grüße – John Poppyseed